Ein Reisebericht

von Edelgard und Eckhard Walters

Rotes Meer und Kairo – Sommer im Winter erleben. So war die Reise bezeichnet.

Was wir erlebten, waren knapp 5000 Jahre orientalische / nordafrikanische Zeitgeschichte im Zeitraffer in knapp zwei Wochen. Dazu ein überwältigender Blick in die Epochen der Religionsgeschichte und Gegenwart, gelebte Frömmigkeit mit allen Sinnen, gepaart mit Informationen und plastisches Nacherleben biblischer Geschichten. Und ein ebenso überwältigendes Erlebnis von exotischem Gaumenschmaus, Geräuschen und Düften, einer tollen Unterwasserwelt, und Sonne pur – ALL INCLUSIVE.

Die „Traum“-Reise beginnt am Tag Null: Für uns in Frankfurt, und vor knapp 5000 Jahren für Abraham in Ur in Chaldäa (heute Irak). Der gute Pharao Ramses I war da schon voll beschäftigt mit Pyramiden-Bauen.

Nach einer langen, aber angenehmen Reise treffen wir am Zielort Safaga ein, wo uns ein Bade-Resort mit Schutzwall erwartet. Wir kommen erst einmal an und sind beeindruckt von der Welt im Luxus. Umgeben von Wüste machen wir es uns in unserer Oase gemütlich. Die arabischen Speisen und Getränke genießen wir zunehmend bedenkenlos: Praktisch alles schmeckt vorzüglich.

Währenddessen: Abraham hat inzwischen 2 Söhne gezeugt, Sohn Isaak/ Enkel Jakob einerseits, und Ismael andererseits; es entsteht ein Scheideweg in die jüdische und in die arabische Welt. 

Wir erleben die Folgegeschichten im Zeitraffer im jetzt-und-hier – und zeitversetzt.

Schließlich lebten Josef (ein Lieblingssohn von Jakob), und Mohammed als Nachkomme Ismaels und Begründer des Islam, auch deutlich zeitversetzt ;-). Und beide hatten viel mit unserem Urlaubsland zu tun: Viele Spuren unseres Christentums wurden in Ägypten gelegt. Wir lernen sie neu zu erkennen.

Morgens bringt Hans-Martin Stäbler uns die von Träumen angestoßene und mit weiteren Schicksalsträumen begleitete „Abenteuerreise“ in die Anfänge des Volkes Israel lebendig nahe. Spannend, das Leben von Josef. Wir schreiben das Jahr 1700 vor Christus.

Abends lernen wir aus ebenso sachkundigem wie zutiefst erfahrenen Mund von Elke und Prof. Dr. Dr. Roland Werner die Geschichte und die Grundlagen des Islam im Schnelldurchlauf.

Und überall entdecken wir in den tausenden von Jahren und um uns herum die feinen Fäden unseres christlichen Glaubens. Morgens eine Stunde, abends eine Stunde. Viel Zeit für Anderes.

Tagsüber tauchen wir ein in den Genuss eines Badeurlaubs – und in das Rote Meer ein. Wunderbare Unterwasserwelt direkt am Badestrand mit Korallen und bunten Fischen – zum Schnorcheln nahe.

Wir werden herausgefordert durch ein Spektrum an Eindrücken. Mit einer Bus-Tagestour reisen wir in die Welt der Königsgräber, den Karnak-Tempel und den Nil. Kompakt beieinander in Luxor.

Mit einer zweiten Tour verbleiben wir in der Gegenwart, den Luxusvillen und -inseln von El-Gouna. Da uns die nötigen Millionen Euro fehlen, bleiben wir nicht, sondern fahren zurück, und dann weiter nach Kairo.

Die ganze Urlaubsreise über werden wir mit Eindrücken und Gegensätzen aus Arm und Reich, Glanz und Staub, Ruhe und Hupen, Gesprächen über das Fasten und das Verzehren reichlicher Mahlzeiten herausgefordert.

Ich sitze in Kairo neben einem Mitreisenden. Sein Kommentar zu den Eindrücken in Kairo: „Too much, diese Herausforderungen“. Aber er lächelt dabei. Als Reisegruppe wachsen wir zusammen. Reden über Gott und die Welt, und von dem, was wir in unserem Leben erlebt haben. Werden nachdenklich, lachen, singen, beten.

Die nächste Strecke ist besonders gesichert: Ein Polizeiauto voraus, eines hinterher. Ein Security Mann im Bus. Unter seinem Sakko blitzen zwei Kalaschnikows hervor. Man schützt uns, das tut gut!

Wir fahren mit dem Bus weiter in die Welt der koptischen Klöster. Die gibt es schon seit den ersten Jahrhunderten nach Christi Wirken. Durchgängig bis heute wird hier Glauben gelebt.

Uns begrüßt ein Mönch mit Kutte und langem schwarzen Bart. Er spricht fließend Deutsch, ist in Hamburg aufgewachsen, hat in Marburg Medizin studiert. 

Heute ist er als Chirurg neben seinen Anbetungsaufgaben noch in Rufbereitschaft. Prompt klingelt nach kurzer Zeit sein Handy. Seine Mutter ist dran. Er ruft später zurück, sagt er. Er hat eine Gruppe aus Deutschland…

Bei ihm, und bei anderen Priestern und Mönchen, die uns hier und bei zwei weiteren Klöstern in der Nähe begegnen, fallen uns die lieben, leuchtenden Augen auf. Wir fragen: Sind Sie glücklich?

Der Medizin-Mönch strahlt. Ja! Sehr. Toll.

Weitere Höhepunkte, die hier leider nur kurz angerissen werden können: Die Höhlenkirche in Kairo‘s Stadtviertel ‚Garbage City‘, in der wir einer koptisch-orientalische Beerdigungsfeier begegneten, und eine mitgestaltete Abendandacht in der christlichen Kommunität Anafora, einem Rückzugsort. Hier wie dort atemberaubende Wandmalereien und Architekturen. Und Herzlichkeit überall. Die Andacht war mal was GANZ Anderes … „too much“, höre ich leise hinter mir eine mir inzwischen bekannte Stimme.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: … wir waren natürlich auch bei den touristischen Zentren: Die Pyramiden und die Sphinx von Gizeh. Wir haben staunend das neue Kairo gesehen, eine Retortenstadt, die von der Regierung aus dem Boden gestampft wird, z.B. um die Bevölkerung zu beherbergen, die sie gerade in Kairo mit groß angelegter Abrissbirne heimatlos machen. Hmm… !

Es war ein Kurzurlaub als Zeitreise in eine Vielzahl von Eindrücken. Too much? Im Gegenteil. Die angebotene Verlängerung ist fast schon ein MUSS.

Edelgard und Eckhard Walters

5* Hotel Sunrise Select Makadi Hotel, Safaga

Bilder: unterwegs GmbH