Von Ute und Bernhard Kunkel
Wir brachen am Samstagabend (12. März 2025) ab Frankfurt via Addis Abeba nach Kapstadt auf, wo wir am frühen Nachmittag des folgenden Tages aufsetzten. Beim Bustransfer zum Hotel an der Sea Point Promenade am westlichen Stadtrand bekamen wir bereits erste Eindrücke der Vielseitigkeit des Landes, in diesem Fall bzgl. der kulturellen und sozialen Bandbreite. Armut in den Außenbezirken, Luxus in der City. Die einzigartige Lage der Kernstadt zwischen Tafelberg und Atlantik trägt dazu bei, dass Kapstadt als eine der schönsten Städte der Welt gelobt wird.
Der Tafelberg war am Ankunftstag wolkenfrei und das Wetter hielt auch noch am Montagmorgen, sodass wir unseren ersten Ausflug auf den Berg antreten und genießen konnten. Zurück vom Tafelberg erkundeten wir per pedes einige Teile der Innenstadt: Das Bo-Kaap-Viertel mit den bunten Häusern und den früheren Nutzgarten von Jan van Riebbeeck, heute Company’s Garden genannt. Am Nachmittag stand der Besuch der Hope-and-Light-School auf dem Programm. Die Einrichtung, die ganzheitliche Schule und Betreuung auf christlicher Basis anbietet, bedeutet für manchen Schüler, einen Weg aus Armut und Kriminalität zu finden. Den Abschluss des Tages bildete die Waterfront, wo wir uns zum Abendessen in verschiedene Restaurants verteilten.
Der Dienstag war der Kap-Halbinsel gewidmet. Der Bus brachte uns zum Kap der Guten Hoffnung. Von dort aus wanderten wir entlang der Südküste auf den Berg bis zum Leuchtturm, der auf dem Cape Point Hügel steht. Auf dem Rückweg via Simon‘s Town machten wir Halt bei der Pinguinkolonie. Zum nächsten Highlight des Tages begaben wir uns in Kapstadt ins Gold Restaurant zu einem 14-gängigen Menü afrikanischer Spezialitäten incl. Trommeln, Gesang und Theater. Allein die Lautstärke der Vorstellung war für manche Ohren eher Graus als Schmaus.
Am nächsten Morgen kehrten wir Kapstadt den Rücken und starteten zu unserer Rundreise, die uns entlang des Indischen Ozeans in einem Linksbogen bis zum Krüger-NP und von dort nach Johannesburg führen sollte. Nach Osten ging die Fahrt, die Siedlungsdichte nahm ab. Erster Stopp im Breede River Tal auf einem Weingut nahe der Stadt Robertson zur Verkostung der dort produzierten Rebensäfte. Die fünf Probiergläschen mundeten exzellent, waren aber am hellen Mittag schon etwas gewagt. Das Kontrastprogramm dazu bot die folgende, knapp 300 km lange Busfahrt durch die Kleine Karoo (karoo: „trockenes, dürres, steiniges Land“). Unser Ziel und Unterkunft für die nächste Nacht: Das Berluda Farmhouse nahe der Stadt Oudtshoorn. Nach der Einquartierung in den Cottages der Straussenfarm erwartete uns ein leckeres Abendessen auf der Terrasse mit gegrilltem Straussenfleisch.
Der Strauss und seine Eier beschäftigten uns auch am Donnerstagvormittag. Zunächst erfuhren wir auf der Farm alles über den Wirtschaftszweig Strausse. Danach hatten wir Einblick in die Brütanlage für das Produkt Ei und wie die nicht befruchteten Eier bzw. ihre Schalen zu wunderbaren Nutz- und Deko-Teilen veredelt werden. Am Nachmittag verbrachten wir eine Stunde „unter Tage“ in den Cango Caves, einer Tropfsteinhöhle mit Gebilden, die bis zu 150.000 Jahre alt sind. Weiter ging es Richtung Süden, die Garden Route entlang bis zur Stadt Knysna, wo 2 Übernachtungen gebucht waren.
Knysna liegt an einer 20 km2 großen Lagune mit einem schmalen Durchlass zum Indischen Ozean. Eine Bootsfahrt über die Lagune brachte uns zu einem Steg nahe der „Mündung“. Nach einem motorisierten Transport auf den Berg wanderten wir bei herrlichem Spätsommerwetter zurück zur Anlegestelle. Nach dem Mittagessen war auf dem Gelände ein ruhiger Raum für uns reserviert, in dem wir an diesem Karfreitag miteinander das Abendmahl feiern konnten. Per Boot genossen wir noch einmal die Lagunenüberfahrt zurück zur Stadt.
Der Samstagvormittag führte uns in einen besonderen Stadtteil. Oberhalb der Lagune zieht sich eine Township über die Hügel, in der mehr als die Hälfte der 50 Tsd Einwohner Knysnas leben. Die Township beherbergt u.a. die größte Rastafari-Gemeinschaft Südafrikas. Eine Sozialarbeiterin, die uns nach der Führung durch das Wohngebiet in ihr eigenes kleines Häuschen zu Tee und Gebäck einlud, beeindruckte uns. Sie bekommt von den Behörden Kinder aus schwierigen Verhältnissen zugewiesen, die mit in ihrem christlichen Haushalt leben und aufwachsen.
Am Nachmittag zogen wir an der Garden Route entlang weiter zum Tsitsikamma-Nationalpark. Dort wanderten wir am Storms River zur Storms River Bridge, einer Hängebrücke über die Flussmündung, bevor wir am Abend die Tsitsikamma Lodge zur Übernachtung erreichten.
Auf der Lodge feierten wir mit einer Andacht den Ostersonntag. Danach lagen 300 km Busfahrt vor uns, die uns nach Port Elisabeth zum Flughafen führte. Per Flug überbrückten wir etwa 700 km Entfernung bis nach Durban in der Provinz KwaZulu-Natal.
An der Ostküste angekommen, wartete nun der Safari-Block unserer Reise auf uns. Am Morgen nach der Übernachtung in Durban brachte uns der Bus ins 300 km nordöstlich gelegene St. Lucia am iSimangaliso Wetland Park. Gleich nach der Ankunft ging es mit dem Boot auf Kundschaft. In den Feuchtgebieten leben die größten Krokodil- und Flusspferdbestände Südafrikas. Zum zweiten Tagesausflug wurde auf Geländewagen umgesattelt und wir sahen in den 2 Stunden vor Sonnenuntergang u.a. Büffel, Warzenschweine, Nashörner und Elefanten.
Von St. Lucia führte die Route weiter in das Königreich Swasiland und dort zunächst zum Lhane Royal Nationalpark im Norden des Landes. Am frühen Nachmittag trafen wir auf einer Naturpark-Lodge ein. Strohgedeckte Rundhütten für jeweils 2 Personen waren unsere Herbergen für die nächste Nacht. Der Nachmittag reichte noch aus für eine weitere Naturerkundung, wir starteten zum Sunset Drive in der Umgebung der Lodge. Es war schon dunkel, als wir den Ausflug mit einem Umtrunk im Scheinwerferlicht der Autos abschlossen.
Inzwischen Mittwoch, reisten wir wieder aus dem Swasiland aus, jedoch nicht ohne zuvor 2 sehenswerte Ziele besucht zu haben: Eine Kerzenmanufaktur und eine Kunstglasbläserei. Beides in der Region der Hauptstadt Mbabane im Westen des Landes. Wieder in Südafrika und auf dem Weg zum Krüger-NP durchquerten wir einen Landstrich im Osten von Mpumalanga, bekannt als der Gemüsegarten dieser Provinz. Die Gegend ist eines der größten Zitrusfrucht-Anbaugebiete Südafrikas.
Der Donnerstag war ganz dem Krüger-NP vorbehalten. Der Termin zur Safari war auf 05:30 Uhr angesetzt. Noch in der Dämmerung starteten wir zu einem Ganztagstrip durch den südlichen Teil des Parks. Es wurden am Ende 168 km zurückgelegte Strecke. Wir waren bis in den Spätnachmittag unterwegs und hatten die ganze Bandbreite der kleinen und großen Wildtiere vor der Linse. An diesem Tag waren auch Löwen zu sehen. Zurück in der Unterkunft hielt uns Hans-Martin in einer Andacht nochmals das Thema Ostern vor Augen. Wir betrachteten insbesondere den Jünger Thomas im Johannesevangelium, Kap. 20 und wie ihn Jesus vom ungläubigen zum gläubigen Thomas führte.
Am Freitag stand nochmal eine Langstrecke an. Über knapp 400 km ging die Fahrt von Hazyview nach Pretoria. Vom Lowveld im Osten, aus einer Meereshöhe von 500 m, fuhren wir in das Hochland im Inneren Südafrikas. Johannesburg liegt auf einer Höhe von 1750 m, Pretoria ca. 400 m tiefer. In Pretoria empfing uns Martin Frische, bis 2024 Bischof der Ev. Stadtmission im Südlichen Afrika. Er gab uns einen geschichtlichen Einblick in das 1966 gegründete Werk. Am Samstagvormittag sahen wir bei einer Stadtrundfahrt nennenswerte Örtlichkeiten und Gebäude in Pretoria. Zum Schluss erstiegen wir das Voortrekker Monument, südlich der Stadt auf einem Hügel gelegen, über Wendeltreppen bis zur Aussichtsgalerie. Dort bot sich ein weiter Blick über das Land. Das Denkmal wurde Ende 1949 eingeweiht und erinnert an die Geschichte der Buren zur Zeit ihrer Auswanderung vom südlichen Kapland in die nordöstlichen Gebiete.
Danach mussten wir uns auf den Weg zum Johannesburger Flughafen machen. Am frühen Nachmittag startete der Flieger zurück in Richtung Heimat. Via Addis Abeba landeten wir glücklich am Sonntagmorgen in Frankfurt.
Ute und Bernhard Kunkel



Bilder: unterwegs GmbH